Definition: Ein Perpetuum mobile (lat. ‚sich ständig Bewegendes‘, Mehrzahl Perpetua mobilia) ist ein hypothetisches Gerät, das – einmal in Gang gesetzt – ohne weitere Energiezufuhr ewig in Bewegung bleibt und dabei – je nach zugrundegelegter Definition – möglicherweise auch noch Arbeit verrichtet.
„Das MenschMaschinen Perpetuum Mobile“ – eine Komposition von Florian König
Kompositionsbeschreibung:
Im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit akustischer Instrumente stellen sich für einen ausgebildeten Musiker Fragen nach dem Stellenwert von Originalität.
Denn: Rhythmusmaschinen synthetisieren Schlagzeugklänge und beeinflussen die Ästhetik elektronischer Musik maßgeblich. Mit meinen Begleitmusikern kopiere ich daher in meiner Komposition „Perpetuum Mobile“ wiederum die Reproduktion. Ich adaptiere den Charakter elektronischer Musik am präparierten Schlagzeug und spiele so mit der Spannung zwischen Original und Nachahmung.
Das Stück spielt mit den Abhängigkeiten und Wechselwirkungen zwischen Mensch und Maschine. Im Zentrum steht das ureigene rhythmische Element des menschlichen Körpers – unser Herz. Anders als ein Metronom schlägt das menschliche Herz in Abhängigkeit von individueller Kondition oder Anstrengung in veränderbaren Frequenzen.
Der Reibungspunkt der Komposition soll deshalb diese Variabilität des menschlichen Pulses sein. Er widerspricht in seiner organischen Adaptionsfähigkeit den Hörgewohnheiten populärer Musik, lässt jedoch gleichzeitig eine Neuinterpretation von Groove zu, sobald diese Wechselhaftigkeit als Leitelement der Komposition verstanden wird.
Weiter ist die optische und auditive Verbindung und der Einbezug des Publikums ein Schwerpunkt der Komposition, sodass ein Kreislauf – ein vermeintliches musikalisches Perpetuum Mobile – entsteht.
Ein Mensch befindet sich auf der Bühne auf einem Laufband. Sein Herzschlag, abgenommen durch einen Pulsmesser, wird Taktgeber der Musiker. Zwei Schlagzeuger folgen seinem Tempo. Weiter beeinflusst der Puls des Läufers visuell das Bühnenarrangement. Eine kreisförmige, die Musiker umschließende Installation folgt in pulsierenden Lichtpatterns dem Takt.
Die Rolle der Schlagzeuger als Musiker wird durch die Architektur des Stücks ad absurdum geführt. Sie werden selbst zu „Maschinen“, die in einer theoretischen Endlosschleife die immer gleichen Rhythmusbausteine wiederholen. Variation entsteht lediglich durch die unterschiedliche Länge der beiden sich wiederholenden Patterns und durch den modulierenden Parameter des von außen vorgegebenen Tempos.
Auch ist mir die Interaktivität des Stücks besonders wichtig. Deshalb kann das Publikum, um den Kreis aus Mensch und Maschine zu schließen, darüber entscheiden wie schnell das Laufband ist.
Die Zuschauer werden als Teil der Komposition verstanden. Es ist daher erlaubt und erwünscht das Tempo des Laufbands als Zuschauer zu verändern.
Aufführung der Komposition „Perpetuum Mobile“ im Bix Jazzclub am 24.02.2015
Aufführung der Komposition „Perpetuum Mobile“ auf der CeBit in Hannover am 18.03.2015
Videopink zum Herzsensor: